Baubegleitung vs. Bauaufsicht

Mittwoch, 24 Mai, 2017 - 14:12

Baubegleitung vs. Bauaufsicht

Lohnt sich eine Bauaufsicht oder eine Baubegleitung beim Fertighaus?

Diese Frage haben wir uns in den letzten Wochen immer mal wieder gestellt, ohne das wir zu einem Ergebnis gekommen sind. Da die Zeit jetzt langsam drängt waren wir also gezwungen uns mit dieser Frage endlich genauer auseinander zu setzten. Um hier zu einem Ergebnis zu kommen haben wir uns folgende Frage gestellt:

Was kann bei unserem Fertighaus eigentlich überhaupt noch kontrolliert werden?

Die Wände kommen fertig isoliert geliefert. Leitungen sind schon integriert und die Dampfbremse ist verbaut. Nach der Aufstellung, wird noch verputzt und die Leitungen verbunden, das Dach eingedeckt und Kleinarbeiten wie Steckdosen, Innentüren etc. durchgeführt.

Welche Kontrollen können und wollen wir selber durchführen?

Trau ich mir zu, die Isolierung, das Lot und die Lage der Bodenplatte zu prüfen? Kann ich die Wärmeberechnung, Wärmedämmung selbst prüfen, Stichwort Blower-Door-Test? Ist die angebotene Heizungsanlage groß genug? Was ist mit den Klempnerarbeiten am Dach? Wie müssen Fenster und Türe eingebaut werden? Möchte ich die Endabnahme mit dem Bauleiter des Bauträgers und dem Bauträger ohne einen Sachverständigen an meiner Seite abnehmen?

Schnell kamen wir zu dem Entschluss, ohne fachliche und unabhängige Unterstützung gehen wir ein großes Risiko ein. Zwar ist die Verlockung groß schnell mal 3.000,00 - 5.000,00 € zu sparen, jedoch geht diese Rechnung bei den ersten kleinen "Mängeln" schon nicht mehr auf.

Wir entschieden uns für ein Kompromiss. Eine sehr teure Baukontrolle eines Architekten werden wir nicht in Anspruch nehmen. Hierfür geht der Fertigbau einfach zu schnell und zu viele Fertigungsschritte werden schon im Werk vor Auslieferung durchgeführt. Diese können im Nachgang auch nur schwer kontrolliert werden.

Alternativ werden wir aber eine Baubegleitung eines Bausachverständigen beauftragen. Diese sieht, mit uns abgesprochene, Kontrollen zu den einzelnen Abnahmen der Gewerke vor und ist wesentlich kostengünstiger. Nachteil: Das Risiko von übersehenen Mängeln bleibt, im Gegensatz zu der Bauaufsicht, bei uns. Jedoch mindern wir das Risiko schon erheblich und Kontrollen der einzelnen Bauabschnitte ist unserer Einschätzung bei Fertighäusern ausreichend.

Wir lassen folgende Abschnitte prüfen:

- telefonische Beratung über die gesamte Bauzeit

- technische und rechtliche Überprüfung der Verträge und der Bauleistungsbeschreibung

- Überprüfung sämtlicher Unterlagen, inkl. Wärmebedarfsberechnung, Bauplan, Statik, Einmessungen, Bodenproben, etc.

- Abnahme der Bodenplatte (Maße, Lage, Isolierung, Lot)

- Abnahme Rohbau (Überprüfung der Wände, Winkel, Material)

- Abnahme Heizungsanlagen und Leitungen

- Überprüfung der Dachkonstruktion, Dachklempnerarbeiten, Fenster u. Türeneinbau

- Überwachung des Blower-Door-Tests

- Beratung und Hilfe bei der Endabnahme vor Ort

Dieses Paket kostet uns ca. zusätzliche 2.500,00 € und deckt die wichtigsten Punkte bei einem Fertighaus ab. Wir fühlen uns mit einem Sachverständigem im Rücken sicherer und eher in der Lage möglichen "Baufusch" frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden. Natürlich hoffen wir, dass wir seine Fachkentnisse nicht in Anspruch nehmen müssen und auf unserer Baustelle alles glatt läuft, doch darauf verlassen sollte man sich nie. Wir betrachten diese Ausgabe eher als Versicherung, man hofft sie nie zu benötigen, aber es ist beruhigend eine zu haben.

Zudem erhoffen wir uns, mit dem einschalten eines Baubegleiters, den Bauträger von vorn herein etwas unter Druck zu setzten. Vielleicht arbeitet man ja doch genauer, wenn einem auf die Finger geschaut wird und die Fehler anschließend auch noch in einem öffentlichen Bautagebuch landen.

 

 

Eingestellt von