Photovoltaik - 4. Wirtschaftlichkeitsrechnung

Montag, 26 Februar, 2018 - 00:00

Photovoltaik - 4. Wirtschaftlichkeitsrechnung

Rechnet man alles für die Dauer der garantierten Einspeisevergütung (20 Jahre) genau durch, kommt heraus, dass das Ganze sich durchaus lohnt (auch bei Ost-West-Ausrichtung). Meine Rechnungen ergaben bei 13.300 € Investitionskosten für eine 10-kWp-Anlage ca. 9 % Rendite, d.h. die Anlage ist nach ca. 11 Jahren abbezahlt. Eine möglichst realistische Musterrechnung findet sich unten.

Wenn man Wirtschaftlichkeitsrechnungen betrachtet, sollte man darauf achten, dass bei folgenden Punkte vernünftige Werte angenommen werden:

  • Strompreisentwicklung (z.B. 2.7 %, so war es zumindest durchschnittlich in den Jahren 1998-2018. 4.5 % halte ich für unwahrscheinlich, zumal wir in den letzen fünf Jahren eher konstante Strompreise hatten)
  • Stromerzeugung bzw. Spezifischer Ertrag (Hier kann man nachfragen, ob die verwendeten Zahlen aus praktischen Erfahrungswerten bereits verbauter Anlagen beruhen oder ob die Zahlen einer theoretischen Schätzformel folgen. Zumindest sollte man skeptisch werden, wenn der eine Anbieter in seinem Angebot hier andere Zahlen verwendet als die anderen Anbieter)
  • Anteil Eigenverbrauch (bei 10 kWp ca. 20 % ohne Batteriespeicher, ca. 40 % mit Batteriespeicher, bei 5 kWp ohne Batteriespeicher ca. 30 %) (Quelle: Volker Quaschning/HTW Berlin)
  • Weiterhin sollten folgende Punkte in der Wirtschaftlichkeitsrechnung nicht fehlen:
    • Degradation: Die Module büßen über die 20 Jahre an Leistungsfähigkeit ein. Garantiert werden in der Regel 80 % der Leistung nach 20 Jahren.
    • Kosten für Versicherung (ca. 70 € pro Jahr)
    • Kosten für Wartung und Reparatur (in 20 Jahren: neuer Wechselrichter für 1.800 € + 200 € Sonstiges)
    • abgeführte Umsatzsteuer auf den eigenverbrauchten Strom (ca. 5 Cent pro kWh) in den ersten fünf Jahren (vor dem Wechsel in die Kleinunternehmerregelung)

Musterrechnung:

  • Investitionskosten: 13.300 € Netto (aus einer Tabelle aus einem Solaranlagen-Portal im WWW entnommen, die aus einer Statistischen Erhebung hervorgehen)
  • Ertrag: 8.300 kWh (pvgis-Datenbank / Degradation, d.h. der Rückgang der Leistung über die 20 Jahre ist bereits eingerechnet / Ost-West-Ausrichtung, bei Südausrichtung wären es 20 % mehr / Simulationsprogramme von PV-anbietern rechnen in unserem Fall sogar 8750-9200 kWh aus, allerdings nur im ersten Jahr, d.h. die Degradation ist nicht eingerechnet)
  • Einspeisevergütung: 12,2 Cent/kWh
  • Eigenverbrauch: 22 %  (Quelle: "Optimale Dimensionierung von PV-Speichersystemen" von Volker Quaschning HTW Berlin, Anpassung wegen Ost-West-Ausrichtung)
  • Versicherung pro Jahr: 70 €
  • Wartungs- und Reparaturkosten pro Jahr: 100 € (neuer Wechselrichter für 1.800 € + 200 € Sonstiges)
  • Die ersten fünf Jahre werden noch nicht als Kleinunternehmer gerechnet, damit die Investitionskosten ohne Mwst. gerechnet werden können. Dafür fällt in den ersten 5 Jahren Umsatzsteuer für den Eigenverbrauch an: 5 Cent/kWh
  • Berechnung der Stromkosten für Eigenverbrauch wie folgt:
    aktuell 24 Cent, wegen Strompreissteigerung um 2,7 % pro Jahr wird für die nächsten 20 Jahre ein Durchschnittswert von 31,3 Cent angenommen.

Ergebnisse Alternativrechnungen:

  • ohne Eigenverbrauch: 6,3 % Rendite
  • ohne Strompreissteigerung: 7,8 % Rendite
  • Südausrichtung (18 % Eigenverbrauch, 5 % Leistungsverlust durch harte 70-%-Regelung): 9,7 %
  • Steuerersparnis durch Investitionsabzugsbetrag und Sonder-AFA (2400 €) eingerechnet: 9,7 %

Wer an der Excel-Tabelle für diese Musterrechnung interessiert ist, kann sich gerne melden.

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