Die Lüftungsanlage (Helios KWL) in der Praxis
Wir sind sehr froh, dass wir eine kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) eingeplant haben. Neben den Vorteilen, dass man keine Angst vor Schimmel mehr zu haben braucht und das ständige Lüften-Müssen entfällt, ist die Luftqualität auch echt toll. Als wir die Lüftungsanlage mal aus technischen Gründen 2 Tage aus hatten, merkte man erst, wie schnell die Luft schlecht wird.
Nun noch einige Anmerkungen zur Einstellung einer KWL.
Die Lüftung erfüllt zwei Aufgaben:
(1) Frischluftversorgung
Verbrauchte CO₂-reiche Luft wird ersetzt durch frische CO₂-arme Luft. Wenn ein CO₂-Wert von 0,1% (bzw. 1000 ppm) in der Raumluft erreicht ist, gilt die Raumluft als „verbraucht“. Diese Grenze wird als Pettenkofer-Wert bezeichnet. Seine Einhaltung ist das grundsätzliche Gebot der Raumlufthygiene. Laut Umweltbundesamt wird davon ausgegangen, dass dieser Wert bei einem Luftstrom von 36 m^3/h Frischluft pro Person eingehalten werden kann. (Der CO₂-Gehalt allein macht die Luftverderbnis nicht aus, man benutzt ihn lediglich als Maßstab, wonach auch auf einen größeren oder geringeren Gehalt an anderen Stoffen geschlossen werden kann, welche sich zur Menge der ausgeschiedenen Kohlensäure proportional verhalten.)
(2) Feuchteregulierung
In einem 4-Personen-Hausalt können an einem Tag ca. 10 bis 15 Liter Wasser in Form von Wasserdampf an die Raumluft abgegeben werden. (bosy-online.de) Um Schimmel zu vermeiden, sollte die feuchte Luft durch trockene Frischluft ersetzt werden, um z.B. Schimmelschäden zu vermeiden. Entscheidend für Schimmelbildung ist nicht nur die relative Luftfeuchtigkeit, sondern auch der Temperaturunterschied zwischen Luft und Zimmerwand. Im ungedämmten Altbau ist die Wand oft 5 Grad kühler als die Raumluft und es besteht ab 60 % Luftfeuchtigkeit Schimmelgefahr, im Neubau ist der Temperaturunterschied oft nur ein Grad und es besteht erst ab 75 % Schimmelgefahr. (Schimmelrechner)
Bei einem Neubau mit KWL hat man eher das umgekehrte Problem: Zu viel Entfeuchtung. Das ist auch nicht gut, zu trockene Luft verursacht eine erhöhte Gefahr für Infektionen der Atemwege, Augen- und Hautprobleme. Empfehlungen fordern als Untergrenze Werte zwischen 30-40 %.
Ideal ist also ein Bereich von 40-60 % relativer Luftfeuchtigkeit.
Im Winter ist die zur Entfeuchtung nötige Luftmenge relativ klein, da die kalte Außenluft kaum Feuchtigkeit enthält. Es besteht eher die Gefahr, dass durch zu viel Lüften die Luftfeuchtigkeit zu gering wird.
Ein kleines Rechenbeispiel dazu: 23 Grad warme Luft kann 5 x so viel Feuchtigkeit aufnehmen wie -3 Grad kalte Luft. Erwärmt man -3 Grad kalte Luft mit 80 % relativer Luftfeuchtigkeit auf 23 Grad, liegt die relative Luftfeuchtigkeit nur noch bei 15 %.
Wir hatten bei schlecht bzw. zu hoch eingestellter Lüftung im Winter teilweise sehr trockene Luft (bis runter auf 25 % Luftfeuchtigkeit). Abhilfe sollen nun zwei Maßnahmen schaffen: Erstens, die Lüftung auf kleinere Stufen programmieren, und zweitens zwei Luftbefeuchtungsgeräte (Philips HU4813/10).
Das Ganze hat Verbesserung gebracht, aber nur zum Teil. Wir haben uns daher entschlossen, für ca. 900 € einen Enthalpiewärmetauscher nachzurüsten. Wir können nur allen Bauherren empfehlen, gleich auf ein solches Feature Wert zu legen.
Das Ganze muss leider balanciert werden mit der Lautstärkeentwicklung, zumindest unsere Anlage ist deutlich hörbar, vor allem, wenn sie auf höherer Stufe läuft (siehe hier). Das ist gerade nachts ein Problem, wenn die Umgebungslautstärke runtergefahren ist und man die Lüftungsgeräusche deutlicher wahrnimmt. Leider empfinden wir es gerade nachts als wichtig, dass gut gelüftet wird, damit im Schlafzimmer im Laufe der Nacht kein Mief entsteht.
Zur Einstellung einer KWL finden sich verschiedene Ansätze. Gut beschrieben ist das auf raumluft.org. Wir haben uns vom Installateur die PINs für die KWL geben lassen, sodass wir jetzt selbst nachregeln können.
Für unser Haus konnten wir folgendes Diagramm von komfortlueftung.at ausfüllen.
Anmerkung: Unsere Helios-KWL (KWL EC370) schafft die von raumluft.org geforderten maximalen Schalldruckpegel nicht (siehe hier).
Am Ende war das Diagram aber zweitrangig. Wir haben nach persönlichem Empfinden nachgeregelt.
Wir haben daher jetzt folgende Strategie entwickelt:
- In den Zeiten 20:00-24:00 Uhr und 05:30-7:30 Uhr wird die KWL auf Stufe 1 betrieben, damit sie beim Einschlafen/Aufwachen nicht stört.
- In der Zeit 00:00-05:30 wird die KWL auf Stufe 2 betrieben, weil sonst morgens Mief im Zimmer ist.
- Tagsüber läuft die KWL im Winter vorwiegend auf Stufe 1, im Sommer vorwiegend auf Stufe 2.
- An extrem heißen Tagen schalten wir die KWL ab und lüften so lange mit sperangelweiten Fenstern, bis die Außentemperatur die Innentemperatur übersteigt. Dann werden die Fenster verschlossen und bis zum Ende des Tages alles dicht gehalten, damit die Wärme nicht ins Haus kommt.
Weitere Infos zur Planung unseres Heizungs- und Lüftungskonzepts finden sich hier.