Bedarfsermittlung und Hausplanung sowie Punkte, die wir in der Planung vergessen haben

Donnerstag, 9 Juli, 2015 - 00:05

Bedarfsermittlung und Hausplanung sowie Punkte, die wir in der Planung vergessen haben

In mehreren Besuchen von Musterhauszentren haben wir viele Musterhäuser besichtigt und verglichen, wie groß die einzelnen Räume jeweils gestaltet waren. (Aha, das ist also ein 8-qm-Bad, das erscheint uns eher zu klein usw.) So wussten wir bald, welches Zimmer wie groß sein musste, damit die Raumgröße unseren Vorstellungen nahe kam. Verschiedene Dächer (Form, Kniestock, Dachneigung) konnten wir von außen und innen begutachten und auch bezüglich der Ausstattung konnte man schon mal ein paar Ideen sammeln:

  • Verschiedene Bodenbeläge: Fliesen, Parkett, Laminat, Kork, Vinyl,...
  • Verschiedene Treppen: Offen/geschlossen, Holz, Beton,...
  • Verschiedene Verschattungsmöglichkeiten: Rolläden, Raffstores bzw. Jalousien, ...
  • Verschiedene Raumaufteilungen: Treppe im Wohnzimmer oder im Flur, offene/geschlossene Küche, Schiebetüren, Ankleide/Kleiderschrank

Praktisch ist es natürlich, wenn man bei der Planungsphase schon eine Baufirma an der Angel hat, die einem ungefähre Aufpreise für verschiedene Optionen nennen kann, sodass man ein Gefühl dafür bekommt, welche Optionen teuer werden könnten. Hier unsere Erfahrungswerte:

Teure Optionen

  • Erker, Vorsprünge, Rücksprünge
  • Dachflächenfenster sind teurer als normale Fenster, speziell wenn ein Rolladen gewünscht ist
  • Balkon (nutzt man sowieso eher selten, wenn man eine Terrasse hat)
  • Ausgang vom Wohnzimmer auf die Terrasse als Schiebetür

Günstige Optionen

  • Kniestock hochsetzen
  • Geschosshöhe erhöhen (zumindest beim Massivhaus)
  • größere Fenster statt kleinere
  • Haus in Firstrichtung verlängern

Letztendlich haben wir zusammen mit der Architektin für unser Traumhaus folgende Details festgelegt:

  • Satteldach (ist neben dem Pultdach auch die günstigste Variante)
  • Keine Erker, Vorsprünge, Rücksprünge, Balkone, Gauben, Dachflächenfenster, um einen energetisch und kostenmäßig günstigen Baukörper zu haben
  • U-förmige 1/2-gewendelte Treppe (platzsparendste und für Grundrissplanung praktischste Variante, weil die Treppe genau in der Hausmitte beginnt und endet, allerdings ergibt sich nicht so ein schönes gerades Treppengeländer wie bei einer geraden Treppe oder einer Podesttreppe)
  • Treppen ausgeführt als geschlossene Betontreppe (Wir wollten keine offene Treppe)
  • Ein vom Wohnzimmer abgetrenntes Treppenhaus für Schallschutz zwischen den beiden Stockwerken
  • Wo möglich, Fenster an zwei Zimmerseiten (z.B. ein bodentiefes giebelseitig, ein waagrechtes Lichtband traufseitig). Die Beleuchtung der Zimmer ist viel heller, gleichmäßiger und schöner als bei nur einer Lichtquelle. Das Raumgefühl ist viel besser, wenn man auf zwei Seiten rausgucken kann.
  • Senkrechtes Lichtband im Treppenhaus, um Licht in Treppenhaus und Flur zu bekommen
  • Glastür mit feststehendem Seitenelement vom Flur ins Wohnzimmer (beide Glaselemente mit satinierten Streifen), um Licht in den Flur zu bekommen und das ganze offener zu gestalten
  • Eine Schiebetür aus satiniertem Glas für die Küche, um wahlweise eine offene (schönes Raumgefühl) bzw. geschlossene Küche (Kochgerüche im Wohnzimmer vermeiden, bei Bedarf Blick auf unordentliche Küche verbergen)  zu haben.
  • Eine Schiebetür zur Ankleide, um mit einem Schiebetür entweder alle Kleider zugänglich zu haben oder eben alle Kleiderstapel unsichtbar zu machen.
  • Platz für Schuhschränke und Garderobe einplanen
  • Eine Abstellkammer für Wasserkisten, Putzmittel, Staubsauger, etc.
  • Bad und Dusche durchgehend gefliest (keine Duschtasse, sieht viel schicker aus)
  • Zweite Dusche im Gäste-WC
  • RC-2-Fenster im Erdgeschoss für erhöhten Einbrechschutz (auf Sicherheitsglas haben wir verzichtet, da die wenigsten Einbrecher das Glas einschlagen)
  • Fensterrahmen außen grau, innen weiß
  • 80 Steckdosen als Kalkulationsgrundlage (siehe Richtlinie RAL-RG 678), später wurden es dann 95.
  • Elektrische Rolläden (Raffstores haben uns nicht so gut gefallen) mit Somfy-Funksteuerung (super Sache, je nach Tageszeit sind andere Rolläden unten bzw. oben, Markise wird auch darüber gesteuert)
  • Wäscheabwurfschacht (super Sache, wird gerne benutzt!)
  • Flachdach-Eingangsüberdachung (ähnlich wie Balkon, nur nicht begehbar)
  • Bangkirai-Terrasse (Stein gefiel uns nicht, mittlerweile haben wir gelernt, dass es auch hübschere Steinfliesen gibt, in Frage kam noch WPC bzw. BPC)
  • Zwei Auto-Stellplätze
  • Fahrrad- und Geräteschuppen (war uns wichtiger als eine Garage für die Autos)
     

Rückblickend haben wir folgende Punkte vergessen festzugelegen, die Kosten kamen dann später auf uns zu (siehe auch Eintrag "Baunebenkosten "):

  • Haustür (Kunsstoff, Aluminim, RC-2-Standard, Flügelüberdeckende Aufsatzfüllung oder Einsatzfüllung, Fingerprint, ...) Eine Haustür ist preisintensiv, hier empfiehlt es sich, vorher einen Standard zu vereinbaren
  • CAT-6- und TV-Anschlüsse in allen Räumen, wo ein Computer oder ein TV stehen könnte
  • Zahl der Lampenanschlüsse: 27 (wesentlich mehr als im Standard geplant)
  • Bewegungsmelder und Außenbeleuchtung
  • Entkalkungsanlage (super Sache, kein Kalk mehr!)
  • Gartenbegradigung
  • Wasserpumpe für Zisterne, Zisternenanschluss
  • Art des Treppengeländer (geschlossene Variante ging später nicht mehr)
  • Beleuchtung der Eingangsüberdachung durch eingelassene Spots (ging später nicht mehr)
  • Festlegen, wieviel Wasserdruck bzw. Wassermenge in l/h die Außenzapfstelle liefern muss. Unsere Außenzapfstelle hat zu wenig Druck, um die Beregnungsanlage damit betreiben zu können.
  • Beschattung der Terrasse und der gartenseitigen bodentiefen Südfenster (Ein geeignetes Sonnensegel oder Markise kostet schnell 5000-6000 €.)

Außerdem haben wir noch einen weiteren Tipp: Bei schlüsselfertigem Bau sagt man, dass jeder Änderungswunsch oder jede Aufbemusterung nach Vertragsabschluss unverhältnismäßig teuer wird. Man sollte daher bei allen Dingen, bei denen man vermutet, dass man nicht auf den Standard zurückgreifen wird, entweder vor Vertragsschluss festlegen, welchen Standard man wünscht (z.B. beidseitige flügelüberdeckende Aluminium-Haustür mit Fingerprint-Sensor, Doppelwaschbecken statt Einzelwaschbecken) oder die entsprechenden Punkte (Bodenbeläge, Schiebetüren, Treppengeländer...) komplett aus dem Vertrag rausnehmen. Später kann man dann immer noch entscheiden, was man möchte, und sich überlegen, ob man die Leistung über den Generalunternehmer bezieht oder sich selbst darum kümmert. Wir hatten das Glück, dass es bei unserem Generaltunternehmer möglich war, einzelne Posten wie Wohnzimmerparkett oder Haustür wieder aus dem Vertrag rauszunehmen, wenn man das Gefühl hat, selbst woanders bessere Angebote zu bekommen.

Nachtrag:
Noch ein Tipp für den Einzug und den ersten Winter: Einzelraumthermostate ganz aufmachen. Wenn es dann insgesamt im Haus zu warm wird, dann muss die Heizkurve angepasst werden. Wenn einzelne Stockwerke oder Räume zu warm oder zu kalt sind, muss der hydraulische Abgleich optimiert werden. Unbedingt beobachten, wie oft die Wärmepumpe pro Tag bzw. pro Jahr taktet (Anzahl Starts). Ein sehr guter Wert ist 3 pro Tag bzw. 1.000 pro Jahr, ein katastrophaler Wert ist 30 pro Tag  bzw. 10.000 pro Jahr. Unser Kompressor ist nach 68.000 Starts in 7.5 Jahren kaputt gegangen.

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